Wie kann der Abschied vom Kinderwunsch gelingen?
Einige Wunscheltern, die eine Kinderwunschbehandlung machen, gelangen irgendwann an einen Punkt, an dem sie nicht mehr weitermachen können oder möchten. Wir mussten uns nicht von dem Kinderwunsch an sich verabschieden, aber es hätte uns treffen können. Ich war am zu Beginn der Drillingsschwangerschaft nicht weit entfernt davon, aufzugeben. Letztendlich war der Abschied vom vierten Kind auch ein grundlegender Abschied für uns. In diesem Beitrag möchte ich dir einige Denkanstöße geben, die dir eine Entscheidung, ob und wann ein Abschied vom Kinderwunsch sinnvoll ist, erleichtern können.
Wann ist der Zeitpunkt des Abschieds gekommen?
Ich denke, jedes Paar muss für sich entscheiden, wann die Grenze der finanziellen, psychischen, physischen und zeitlichen Belastbarkeit erreicht ist. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es ist eigentlich unmöglich ist, sich zu entscheiden, denn es stehen so viele Gedanken und Gefühle im Raum, die sich kaum miteinander in Einklang bringen lassen. Und ich gebe trotzdem einen Rat: Bei allen Paaren, die diesen Weg gehen, ist zumeist der Wunsch nach Kindern, nach einer Familie überwältigend. Solange ihr die Kraft habt, diesen beschwerlichen Weg weiterhin zu beschreiten und die finanziellen Ressourcen vorhanden sind, solltet ihr weitermachen.
Bei einigen Wunscheltern kommt jedoch irgendwann der Zeitpunkt, an dem es nicht mehr weitergeht. Es kann sein, dass die finanziellen Mittel ausgeschöpft sind, dass die Frau physisch keine Kraft mehr aufbringen kann, dass beide seelisch so sehr aus dem Gleichgewicht geraten sind, dass sie den Kinderwunsch nicht weiter verfolgen können. Die Behandlungen sind sehr zeitaufwändig, sodass die Bemühungen nicht länger mit den übrigen Aktivitäten des eigenen Lebens vereinbar sind. Letztendlich setzt sich jedes Paar bewusst oder unbewusst ein Limit im Hinblick auf das Alter.
Welche Motive hatte ich, mich von unserem Kinderwunsch zu lösen?
Wenn ich unsere Kinderwunschgeschichte Revue passieren lasse, dann ist mir im Nachhinein klar geworden, dass ich wahrscheinlich aufgegeben hätte, wenn unser zweiter Versuch mit gespendeten Eizellen erneut mit einer Fehlgeburt geendet hätte, wenn unsere Drillinge nicht überlebt hätten. Ich hätte einen weiteren Versuch psychisch nicht durchgestanden, denn mir hätte die Fähigkeit gefehlt, neuen Mut und neue Hoffnung zu entwickeln.
Ein kleines bisschen kann ich nachempfinden, wie sich der Abschied vom Kinderwunsch anfühlen muss. Denn mit dem Abschied vom vierten Kind ging auch unser Weg zuende. Obwohl wir drei Kinder im Hier und Jetzt haben, ähnelte es etwas dem, was vielleicht Paare durchleben, die den Kinderwunsch aufgeben müssen. Dieses Mal standen ganz andere Beweggründe für oder gegen das Aufgeben im Raum, als während der Frühschwangerschaft mit unseren Drillingen. Psychisch betrachtet hätte ich mir einen weiteren Versuch zugetraut. Finanziell wäre es ein hohes Risiko gewesen, denn wir haben mittlerweile einen ganz anderen Lebensstil und viel höhere Ausgaben als zu unserer Zeit zu zweit. Auch in anderer Hinsicht wäre ein weiterer Versuch nur schwer mit unserem so schon vollgepackten Alltag zu vereinbaren gewesen. Vor allem deswegen, weil wir uns eine neue Klinik in einem weiter entfernten Land hätten suchen müssen. Die tschechische Republik hat eine Altersbegrenzung für Frauen, die 49 beträgt. Außerdem hätte ich keinen neuen Versuch gewagt, ohne weitere immunologische Faktoren abklären zu lassen, was mit neuen aufwändigen und teuren Untersuchungen verbunden gewesen wäre. Schließlich war für uns die Altersgrenze für eine weitere Kinderwunschbehandlung erreicht. Der wahre Grund, der sich hinter den beiden Faktoren Geld und Zeit verbirgt, ist ein immenses Verantwortungsgefühl unseren Kindern gegenüber. Sie wären letztlich die Leidtragenden eines weiteren Versuches gewesen. Diese Erkenntnis hat mir sehr geholfen, meine finale Entscheidung zu treffen und gut mit dieser weiterleben zu können. Ich weiß, dass es richtig war, den Wunsch nach einem vierten Kind nicht weiter zu verfolgen, auch wenn ich ihn immer noch tief in mir trage.