Wie überstehe ich die schwierige Kinderwunschzeit?
Wie überstehe ich die schwierige Kinderwunschzeit?

Wie überstehe ich die schwierige Kinderwunschzeit?

 

Wie überstehe ich die schwierige Kinderwunschzeit?

In diesem Beitrag möchte ich dir Wege aufzeigen, wie du die schwierige Kinderwunschzeit überstehen kannst. Ich habe versucht, mich daran zu erinnern, was mir damals geholfen hat und was mich angetrieben hat, nicht aufzugeben. Du musst natürlich selbst entscheiden, was du für dich davon annehmen kannst.

Ich weiß, wie du dich fühlst und auf welchem schwierigen Weg du dich gerade befindest. Dieser Weg ist zumeist leider nicht nur steinig, sondern auch sehr einsam. So wie mir klar war, dass ich diesen Weg gehen musste, wirst auch du dir darüber bewusst sein. Es ist die einzige Möglichkeit, eine Familie zu werden. Auch du hast dir ursprünglich diesen Weg ganz anders vorgestellt. Nun hast du dich auch auf den Weg gemacht, der all deine Kräfte fordert, der dich an deine Grenzen bring, der einer emotionalen Achterbahnfahrt gleicht, der durch Höhenflüge und Tiefschläge gekennzeichnet ist. Wahrscheinlich fühlst auch du dich oft hilflos und hast das Gefühl, die Kontrolle über dein eigenes Leben verloren zu haben. Ich möchte dir helfen, diese Kontrolle ein Stück weit zurück zu erlangen. Deshalb schreibe ich in diesem Beitrag darüber, was du machen kannst, um den Weg durch den Kinderwunsch selbstbestimmt zu gestalten und dabei die Hoffnung und den Mut nicht zu verlieren. Ich konzentriere mich in diesem Beitrag auf sechs Bereiche, die ich für entscheidend halte, um die Kinderwunschzeit gut zu überstehen und zu meistern.

Ziele setzten und Kontrolle wiedererlangen

Zunächst einmal hatte ich das Ziel und die klare Vorstellung, dass wir irgendwann eine Familie sein würden. Daran habe ich trotz allem immer festgehalten. Ich finde, es hilft ungemein, den Kinderwunsch als Projekt sehen, an dem man immer weiter arbeitet. Für mich war es wichtig, immer kleine Schritte zu gehen, sich von einem Schritt zum nächsten zu tasten. Währenddessen solltest du nie aus den Augen verlieren, was du bereits geschafft hast. Allein der Anruf im Kinderwunschzentrum ist schon ein entscheidender Schritt, den du geschafft hast. Dabei musst du dir bewusst machen, dass du zwar nicht alles beeinflussen kannst, aber vieles. Indem du dir medizinische Unterstützung suchst und deine Probleme angehst, nimmst du dein Leben selbst in die Hand und gewinnst damit Einfluss auf den Prozess der Familiengründung. Für mich war es ein gutes Gefühl, sich nicht irgendeinem Schicksal oder gar dem Willen Gottes zu ergeben und damit handlungsunfähig zu verharren, sondern die Probleme aktiv anzugehen.

Woraus schöpfte ich während der Behandlungen Kraft?  Einerseits aus dem klaren Ziel und der daraus resultierenden Zielstrebigkeit, ja auch daraus, selbst aktiv Einfluss nehmen zu können; dem Bewusstsein, alles zu geben, dem übergeordneten Ziel, irgendwann eine Familie zu werden. Das ganze als Projekt zu begreifen und auf die einzelnen Etappen hinarbeiten.

Aus der Partnerschaft Kraft und Stärke gewinnen

Für mich war die Beziehung zu meinem Partner und späteren Mann unglaublich wichtig und unterstützend. Wir waren nicht immer einer Meinung, haben uns aber immer wieder zusammengerauft und eine gemeinsame Lösung gefunden. Unsere Beziehung hat mir unglaublich viel Kraft gegeben. Ich habe es als sehr wertvoll empfunden, nicht alles alleine durchstehen und tragen zu müssen, sondern meinen Mann zu haben, der mir Halt und Geborgenheit gab. Es gab immer wieder Phasen, in denen wir uns nicht verstanden haben. Es gab auch grundsätzliche Differenzen, die wir überbrückt haben. Letztlich muss man immer wieder zueinander finden, miteinander reden. Dabei erscheint es mir wichtig, alles über den Kinderwunsch zu besprechen und sich  über Gedanken und Gefühle auszutauschen. Darüber hinaus sollte man  auch andere Dinge gemeinsam machen und  nicht nur im Kinderwunsch gefangen sein. Auch einen Partner oder eine Partnerin gefunden zu haben, mit dem man sein Leben teilen kann, ist schon sehr viel, was du auf deinem Lebensweg erreicht hast. Allerdings glaube ich auch, dass man über eine Trennung nachdenken sollte, wenn die Einstellungen zu sehr differieren. Wenn der Partner/die Partnerin absolut andere Ziele und Pläne hat und man keinen gemeinsamen Weg mehr findet, dann muss man sich neu finden und neue Entscheidungen treffen.

Sich medizinische Unterstützung suchen 

Aus meiner Sicht ist es wichtig, sich möglichst früh medizinische Unterstützung suchen. Mir war es wichtig, klare und ehrliche Diagnosen zu bekommen und die auf diese aufbauende Therapie empfohlen zu bekommen. Gerade, wenn ihr Paar nicht mehr jung seid, solltet ihr nicht wertvolle Zeit verlieren. Allerdings solltet ihr, wenn ihr das Gefühle habt, in einem Kinderwunschzentrum nicht angemessen behandelt zu werden, nach anderen Zentren suchen und wechseln.

Andere Ziele und Interessen verfolgen

Während einer Kinderwunschbehandlung, die sich vielleicht über Jahre hinzieht, solltest du schöne Aktivitäten als Paar oder mit Freund*innen unternehmen und weiterhin anderen Interessen und Hobbys nachgehen. Ich halte es nicht für gut, alles in der engen Paarbeziehung zu belassen. Der Austausch mit Freund*innen oder anderen Betroffenen war für mich sehr wichtig. Darüberhinaus ist es hilfreich, weitere Ziele zu verfolgen, beispielsweise ein eigenes Haus, die berufliche Weiterentwicklung oder. Neuorientierung. Auch die Unterstützung durch eine Psychotherapie kann sehr entlastend sein.

Eine neue Perspektive nach einer Fehlgeburt entwickeln

Viele Frauen müssen Fehlgeburten ertragen, diese passieren leider auch im Verlauf einer Kinderwunschbehandlung. Ich habe während unserer Behandlungen mit eigenen Eizellen in Deutschland drei Fehlgeburten erlitten. Es war jedes Mal eine unfassbar schreckliche Situation. Ich war so verzweifelt, so hoffnungslos, so perspektivlos. Mir ging es schlecht, ich wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Dennoch habe ich mich immer wieder aufgerafft und eine neue Perspektive entwickelt. Es ist es wichtig, zu trauern und ein anderes Kind kann niemals das verlorene ersetzen, trotzdem wollte ich weitermachen, auf ein neues Kind hoffen und auf einen weiteren Versuch hinarbeiten. Ich habe das Sternenkind nie vergessen, aber ich wusste auch, dass ich es nicht zurückholen konnte. Ich konnte den Tod meines Kindes nicht verhindern, aber ich wollte auch nicht in der Trauer verharren. Wir haben immer an unserem Plan, eine Familie zu werden festgehalten. Deshalb war es so wichtig für uns, eine neue Perspektive zu haben, das hieß einen neuen ICSI-Versuch zu wagen. Die Hoffnung, die damit verbunden war, gab mir immer so viel Kraft und auch neue Energie.

Sich gegenüber Alternativen zu einem genetisch eigenem Kind öffnen

Während einer Kinderwunschbehandlung werden die meisten Menschen mit der Angst konfrontiert, vielleicht niemals in ihrem Leben Kinder zu bekommen, keine Familie werden zu können. Diese Angst ist bei vielen ständig präsent. In dieser Situation solltest du dir die Frage stellen, wie aufgeschlossen du alternativen Wegen zu einem genetisch eigenen Kind gegenüber stehst. Aus der Rückschau betrachtet muss ich sagen, dass wir nicht früh genug über Alternativen nachgedacht haben. Ich finde, das Nachdenken über diese Alternativen und die Möglichkeit, diese zu wählen, können sehr entlastend sein. Im Nachhinein würde ich sagen, es ist wichtig sich schon frühzeitig zu informieren und sich zu überlegen, welchen Weg beide Partner*innen  bereit sind, zu gehen. Sie sollten sich darüber austauschen, welchen Weg sich beide vorstellen können. Es kann sehr hilfreich sein, den Weg schon im Voraus zu antizipieren. Wenn ihr euch für einen alternativen Weg entscheidet, habt ihr auch frühzeitig die Gewissheit und die Hoffnung, dass ihr an euerem Ziel, eine Familie zu werden, festhalten könnt. Für mich persönlich war es sehr wichtig, dass unsere Ärztin uns schon während der Behandlungen mit der Möglichkeit der Eizellspende konfrontiert hat. So konnte ich über diese Alternative nachdenken und sie in Erwägung ziehen. Als ich die dritte und für mich schlimmste Fehlgeburt erlebte, konnte ich mich an diesem kleinen Hoffnungsschimmer festhalten. Die Chance der Eizellspende ließ mich zaghaft in andere Welten blicken und wurde nach und nach vorstellbar. Alternative Wege, seien es die Eizell-, die Samen- oder die Embryoenenspendes, die Adoption oder ein Pflegekind können dir mehr Gelassenheit während der Behandlungen geben, weil sie neue Perspektiven eröffnen. Viele Eltern sind absolut glücklich mit einer dieser Option geworden und froh, sich für einen alternativen Weg entschieden zu haben. Auch wir gehören zu diesen Eltern.